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Was der Liebe gut tut (Teil 3): Gefühle benennen

Praxis für Coaching, Paartherapie und Psychotherapie Bergedorf Felicitas Römer. Empathisch, vertraulich, humorvoll.

Gefühle auszudrücken ist doch einfach - das kann doch jeder! Oder?

Nun ja, geht so. Ich habe in meiner Praxis und im Privatleben schon viele Menschen getroffen, die zwar meinen, Gefühle auszudrücken, dies allerdings gar nicht tun. Und die dann enttäuscht sind, dass sie und ihre Gefühle von anderen gar nicht gesehen werden.

Sie sagen z.B. Sätze wie: „Ich habe das Gefühl, dass du mich ignorierst“ oder „Ich fühle mich von dir nicht unterstützt“ und sind felsenfest davon überzeugt, dadurch ihren emotionalen Zustand zum Ausdruck zu bringen.

 

Das tun sie jedoch leider nicht. Denn in beiden Beispielsätzen wird kein echtes Gefühl benannt; stattdessen wird dem Gegenüber ein bestimmtes „negatives“ Verhalten unterstellt - in diesem Fall ignorantes oder zu wenig unterstützendes Verhalten. Es handelt sich also weder um eine klare Ich-Aussage noch um einen echten Gefühlsausdruck, sondern eher um eine Art Mogelpackung.

 

Die eigentlichen Kernbotschaften der Sätze lauten nämlich „Du ignorierst mich“ oder „Du unterstützt mich nicht“. Beides sind Vorwürfe und können vom Gegenüber nur schwer als Ausdruck eines Gefühls entschlüsselt werden. Sie werden eher als Angriff erlebt und in der Regel abgewehrt; leider auch dann, wenn die Vorwürfe inhaltlich berechtigt sein mögen.

 

In Konflikten mit unseren Liebsten kommen wir aber schneller weiter, wenn wir unsere wirklichen Gefühle benennen und (Achtung, wichtig!) auch die Verantwortung für sie übernehmen: So könnte aus „Ich habe das Gefühl, dass du mich ignorierst“  vielleicht „Ich bin traurig, weil ich mich so alleine gefühlt habe“ werden. Und statt „Ich fühle mich von dir nicht unterstützt“ könnte man „Ich fühle mich ohnmächtig/einsam, wenn ich glaube, alles allein machen zu müssen“ sagen.

 

Solche Selbstoffenbarungen kommen erfahrungsgemäß beim Partner direkt an, sie ermöglichen ihm einen Zugang zum eigentlichen Thema (nämlich unserer Befindlichkeit und unserer inneren Not!). Wer also möchte, dass seine Gefühle vom Gegenüber auch wirklich wahrgenommen werden, tut gut daran, sie entsprechend selbstverantwortlich zum Ausdruck zu bringen.

 

Text: (c) Felicitas Römer

Foto: Pixabay 


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